ASV Dachau II vs SpVgg Altenerding II
Gegner: SpVgg Altenerding II
Anwurf: 20.11.2022, 13:00 Uhr
Die Zeichen standen auf Sieg bei der sonntäglichen Begegnung mit der zweiten Herrenmannschaft der SpVgg Altenerding - so dachte der ASV Dachau II zumindest. Zu einer gar unchristlichen Zeit fanden sich die Spieler des ASV am Treffpunkt ein. Die Stimmung war gut, der Kader war fast komplett und alle sahen gebannt zu, als Speziwart Schultes seine akrobatisch anmutenden Fähigkeiten in der Balance bewies, die er zu seiner Zeit als Schießbudenfigur im Wanderzirkus Zamperotti perfektioniert hatte (s. Foto). So weit, so gut.
Auch beim Aufwärmen hätte ein objektiver Beobachter wohl eher auf einen Sieg des ASV getippt. Zu deutlich war der Größenterschied der beiden Kader (und das darf sowohl auf die Anzahl als auch die Schulterhöhe der Spieler bezogen werden). Dass es selbstverständlich nicht diese Äußerlichkeiten sind, die im Handball für Siege sorgen, sollte sich den in den nächsten paar Minuten zeigen...
Zunächst präsentierten sich die Dachauer selbstbewusst und gingen direkt mit einer Serie von drei Toren in Führung. Doch das Erfolgsglück brach ab und verlagerte sich direkt auf die Gegenseite. Altenerding gelang es, an ihren Gegner heranzukommen und ihn zu überholen. So erzielte die Heimmannschaft in der 12. Minute ihren ersten Führungstreffer zum 7:6.
Zwar hielten sich die Treffer der beiden Mannschaften für einige Minuten die Waage, doch zufrieden konnten die Spieler des ASV damit nicht sein. Der klare Auftrag vom Trainer war ein Sieg gewesen. Die Stadtwaldler spielten unkonzentriert, verloren unnötig viele Bälle und hatten mit mehreren Kandidaten der Gegner erhebliche Probleme in der Abwehr. Hier wurde mehrfach klar, dass das Gegenüber punktuell ungleich mehr höherklassige Erfahrung auf das Feld bringen konnte als die ASVler. Dies sorgte für eine gehörige Portion Frust in den Reihen der Blauen, der sich weiter aufbauschte und wie eine Wolke um ihren Spielgeist legte. Vom Spielfeldrand wurde dies an einem Anstieg der Fehlerquote, wenig erfolgreichen Einzelgängen und einer unangenehmen Streitlust zwischen den eigenen Spielern deutlich. "Δεν έχω άλλη επιθυμία!", hörte Hillerbrand es etwas dumpf von unten schimpfen. Er wagte es aber nicht, jemanden danach zu fragen aus Angst für verrückt erklärt zu werden. "Ich könnt' schwören, meine Sandale hat gerade griechisch mit mit gesprochen" murmelte er sich nur selbst zu, wurde aber vom Halbzeitpfiff aus seinen Gedanken gerissen. Stand: 15:14 für Altenerding.
In der Kabine überraschte Trainer Reuschel seine Spieler mit einem neuen Outfit: Die helle Leinenhose über lackledernen Tretern und ein viel zu flusiger, braungrau karierter Polunder strahlten eine unangenehme Mischung aus zu sehr gewollter Professionalität und anbiedernder Empathie aus. Andere Spieler behaupten heute noch stocksteif, Reuschel habe eine ganz normale Jogginhose und seine blaue Trainingsjacke getragen. An die goldumrahmte Halbmondbrille - viel zu weit vorn auf Nasenspitze getragen - konnten sich wiederum alle erinnern. Wie das Outfit nun wirklich ausgesehen hat fällt letztendlich nicht ins Gewicht. Wichtig war, wie der Trainer auf seine Mannschaft wirkte: Sein wichtigster Job an diesem Tag war nämlich die psychologische Betreuung seiner Mannen. Diese hatten sich auf dem Feld in der ersten Hälfte in Rage gespielt aber Reuschel gelang es mit Ruhe, Besonnenheit und seiner klaren Art, Ziele zu kommunizieren, alle wieder zurück auf die gleiche Bahn zu bringen.
Abrakadabra! Ein Zauberspruch schien seine Wirkung zu tun, wie er es auf die selbe Weise auch in den letzten Spielen getan hatte. Die Spieler des ASV zeigten nach Beginn der zweiten Hälfte mehr Tempo, Spielwitz und Fokussiertheit und setzten sich immer weiter nach vorne ab. In der 52. Spielminute wurde der Sack mit 6 Toren in Folge verschnürt und eine uneinholbare Führung erspielt (21:28). Hierbei sei erwähnt, dass für Altenerding nur 7 Feldspieler auf der Platte standen. Die Heimmannschaft war also konditionell gezeichnet, was sicher nicht unerhebilch für den Ausgang des Spiels war. Trotzdem schafften sie es, noch zwei Tore in der Differenz gutzumachen und das Spiel endete 26:31 für den ASV.
Professionelles Gutachten der Mannschaft von Prof. Dr. phil. Reuschel:
"Die Spieler zeigten zunächst narzisstische Tendenzen, die im mittleren Verlauf der Begegnung einer verzweifelten Krankheit im Selbst wichen. Dennoch konnten durch den Sieg fundamentale, positive Erwartungsemotionen wiederhergestellt werden. Die Patienten befinden sich auf dem steinigen Weg der Besserung. Mein Freund ist aus Leder."
Für den ASV spielten Michael Krauß und Christopher Gebell im Tor, Felix Eßlinger (3), Till Kreisel (8/4), Korbinian "der Kastenaugust" Schultes, Julian Frank, Thomas Stöckl (5), Max Mooseder (2), Maximilian Kopp (4), Alexander Kirschner (3), Moritz Schwalbe (1), Luis Hillerbrand (1), Matthias Hutterer (4)